Motorcity

Schauplatz von Motorcity ist Detroit, sein vordergründiger Gegenstand die lokale Amateur Drag Racing Szene. Der Film geht über eine Auseinandersetzung mit dem Sport hinaus. Über einen Zeitraum von zwei Jahren begleitet die Kamera John Quick, Carter & Son Racing und Karri Anne Beebe auf ihrer individuellen Suche nach einigen Zehntelsekunden.  Von dieser ersten Ebene ausgehend kommt es zu weiteren Begegnungen, wird der Sport selbst zu einem Knotenpunkt, an dem sich Fragen nach Aufstieg und Fall einer ganzen Stadt, nach den Beziehungen von Techno und Autorennen und schlussendlich auch nach dem Selbstverständnis eines europäischen Blicks auf eine amerikanische Form des Lebens verhandeln lassen. (Produktionsnotiz)


Eine Geschichte erzählen, die keinen Sinn hat und die bloß Fragen aufwirft: Was die Grenzbeamtin dem Filmemacher gleich zu Beginn von Motorcity vorwirft, gibt dem Publikum nicht nur eine Art Lektüreanweisung mit auf den Weg, sondern formuliert zugleich eines der wesentlichen Merkmale, die es erlauben, den Dokumentarfilm zuverlässig von anderen Formen nicht-fiktionaler Darstellung zu unterscheiden. Geht es beim Dokumentarfilm doch weniger um die Aufdeckung bislang verborgener Wahrheiten, die Sinn machen, als vielmehr um die Konfrontation von zwei divergierenden Vermögen: dem Sinnlichen und dem Intelligiblen, d.h. der Macht der Aufzeichnung, mit der die Kamera unterschiedslos alles festhält, was ihr vor die Linse kommt, und der Macht der Montage, die das Aufgezeichnete in ein System aufeinander bezogener Zeichen verwandelt.

Im Fall von Motorcity wird die Wahl des dokumentarischen Verfahrens freilich bereits von seinem Gegenstand nahegelegt, dem Drag Racing. Wie sonst wäre es möglich, sowohl die Faszination als auch das Erklärungsbedürftige eines Geschehens festzuhalten, das in den USA seit den 1950er Jahren die populäre Imagination besetzt, während es in Europa bis heute nicht über eine Randsportart hinausgekommen ist? Das Feld der Fragen, die Motorcity vor dem Hintergrund dieser kulturellen Differenz aufwirft, ist dementsprechend weitläufig und erstreckt sich vom Grundsätzlichen (worin liegt die Herausforderung, eine Viertelmeile in wenigen Sekunden zurückzulegen und dabei Kräfte zu entfesseln, die kaum zu kontrollieren sind?) über das historisch Bedingte (was bedeutet Drag Racing in einer Stadt wie Detroit, die zugleich Wiege der amerikanischen Autoindustrie und Geburtsstätte des Fordismus ist?) bis zum Mythologischen (wäre die Kunst des Drag Racing nicht auch als entfernter Nachfahre des amerikanischen Expansionsdrangs zu betrachten?). Am Ende steht an der Stelle einer Antwort ein Gegenbild zur Geradlinigkeit von Beschleunigungsrennen: Das eines Rallyewagens, der über verschneite Bergstraßen schlingert. (Vrääth Öhner)

Trailer
Orig. Titel
Motorcity
Jahr
2021
Land
Österreich
Länge
85 min
Kategorie
Dokumentarfilm
Orig. Sprache
Englisch, Deutsch
Untertitel
Englisch
Downloads
Motorcity_01 (Bild)
Motorcity_02 (Bild)
Motorcity_03 (Bild)
Credits
Regie
Arthur Summereder
Drehbuch
Arthur Summereder
Kamera
Arthur Summereder
Musik
Mike Banks, Cornelius Schwehr
Schnitt
Arthur Summereder
Sound Design
Eric Spitzer
Tonmischung
Eric Spitzer
Produktion
Arthur Summereder
Mit Unterstützung von
Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport / Federal Ministry for Arts, Culture, the Civil Service and Sport, Land Oberösterreich, Wien Kultur MA 7
künstlerische Mitarbeit
Alejandro Bachmann, Daniela Zeilinger
Verfügbare Formate
DCP 2K scope (Distributionskopie)
Bildformat
1:2,35 (CinemaScope)
Tonformat
5.1 surround
Bildfrequenz
24 fps
Farbformat
Farbe
Festivals (Auswahl)
2021
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films
Linz - Crossing Europe Film Festival
2022
Hamburg - Dokumentarfilmwoche