In Wirklichkeit ist alles ganz anders. Der Filmemacher Wilhelm Gaube. Künstlerportraits, Menschenbilder etc.

Am Beginn der Arbeit an In Wirklichkeit ist alles ganz anders müssen Fragen gestanden haben wie die folgenden: Wie porträtiert man einen, dessen künstlerischer Einsatz seit mehr als 40 Jahren darin bestanden hatte, Künstler zu porträtieren? Wie porträtiert man einen, der in diesen Porträts hartnäckig das Ziel verfolgt hatte, näher an die Porträtierten als an deren Kunst heranzukommen? Und schließlich: Wie porträtiert man einen, der diese Porträts nicht nur jahrzehntelang vor der Öffentlichkeit verborgen, sondern sich auch selbst, so gut es ging, in seinen Filmen wie in der öffentlichen Diskussion derselben zum Verschwinden gebracht hatte? Die Antwort, die der Film auf diese Fragen gefunden hat, ist verblüffend einfach: Um den zu porträtieren, der porträtiert, genügt es, die in den Porträts entwickelte Vorgangsweise auf den Porträtisten selbst anzuwenden.

Die Anwendung des Gaubeschen Schemas auf Wilhelm Gaube selbst ist indessen nicht mit einer Verdoppelung dieses Schemas zu verwechseln: Der Film hätte Gaube etwa am Schneidetisch so zeigen können wie Gaube viele seiner Porträtierten zeigt - mit dem Künstler (Gaube) zwischen dem Filmemacher (Burger) und den Bildern (den Porträts). Der Gefahr einer solchen Verdoppelung, die das filmische Porträt vorschnell mit Kunst und den Filmemacher mit einem Künstler verwechselt hätte, geht der Film aus dem Weg, indem er aus den Spuren, die Gaubes Anwesenheit in den Porträts verraten, ein Porträt Gaubes entstehen lässt: Damit legt er nicht nur die darstellerische Kraft von Gaubes Schema frei, er bewahrt auch im Kern dessen Geheimnis. In Wirklichkeit nämlich ist alles ganz anders.

(Vrääth Öhner)

Orig. Titel
In Wirklichkeit ist alles ganz anders. Der Filmemacher Wilhelm Gaube. Künstlerportraits, Menschenbilder etc.
Jahr
2004 - 2004
Land
Österreich
Länge
51 min
Regie
Joerg Burger
Kategorie
Dokumentarfilm
Orig. Sprache
Deutsch
Credits
Regie
Joerg Burger
Konzept
Joerg Burger
Kamera
Joerg Burger
Musik
Johann Plank
Ton
Joerg Burger
Schnitt
Joerg Burger
Produktion
Joerg Burger
Mit Unterstützung von
Niederösterreich Kultur, Wien Kultur, BKA. Kunst
Verfügbare Formate
Betacam SP (Distributionskopie)
Bildformat
4:3
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
25 fps
Festivals (Auswahl)
2004
Viennale - Vienna Int. Film Festival
Duisburg - Duisburger Filmwoche
2005
Graz - Diagonale, Festival des Österreichischen Films
Marseille - FIDMarseille International Film Festival