Those Next to Us

Am 22. Juli 2017 entdeckte die texanische Polizei auf einem Walmart-Parkplatz einen LKW, in dessen Laderaum sich drei Dutzend illegale Einwander*innen befanden. Ein Schlepper sollte sie von der US-mexikanischen Grenzstadt Laredo nach San Antonio bringen. Während des stundenlangen Transports ohne Frischluft, Kühlung oder Wasser starben acht Menschen, zwei weitere erlagen im Krankenhaus ihrer Dehydrierung. Der Hergang der Ereignisse wird in Those Next to Us von einem der Überlebenden, Germán López Rosales, aus dem Off erzählt. Den erschütternden Schilderungen stellt der Film lange statische Aufnahmen der Schauplätze gegenüber: das Flussbett des Rio Grande, Wohngegenden, die vor der Abfahrt als Versteck dienten, die Interstate 35, die von Laredo über San Antonio, Dallas und Kansas City bis nach Minnesota führt, der Walmart-Parkplatz. All diese Landschaften wirken harmlos, friedlich, beinahe schön in ihrer Unspektakularität. An was kann sich der Blick der Betrachter*innen beim Hören des Unfassbaren heften? Welche Indizien deuten auf den Horror hinter der Fassade des Banalen? Die geschilderten Vorgänge stehen außerhalb der Repräsentation, übrig bleiben Orte der Leere, Orte ohne Erinnerung. So erscheint es nur folgerichtig, dass Bernhard Hetzenauers perfekt komponierten Bildern eines völlig fehlt: das Antlitz von Menschen. Nur in der letzten Einstellung des Films ist López Rosales zu sehen, wie er selbstbewusst und um ein neues Leben reicher am Eingang seines Obst- und Gemüseladens lehnt, den er, wie anzunehmen ist, nach der Abschiebung zurück nach Mexiko eröffnet hat. Seine Geschichte bricht die Unsichtbarkeit ­und zeigt zweierlei: die Brutalität des Geschäfts mit der Migration und die Illusion der Undurchlässigkeit militarisierter Grenzen in einer Welt sozialer Ungleichheiten. (Florian Wüst)

Orig. Titel
Those Next to Us
Jahr
2023
Länder
Österreich, Deutschland, Mexiko, Schweiz
Länge
30 min
Kategorie
Dokumentarfilm
Orig. Sprache
Spanisch
Untertitel
Englisch
Credits
Regie
Bernhard Hetzenauer
Drehbuch
Bernhard Hetzenauer
Kamera
Bernhard Hetzenauer
Produktion
Bernhard Hetzenauer, Marko Mijatovic, Irene Hetzenauer
in Zusammenarbeit mit
Grundstudio, Cinescopio Films, Filmatelier 5, La Casona
Mit Unterstützung von
Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport / Federal Ministry for Arts, Culture, the Civil Service and Sport, Wien Kultur MA 7, Otto Mauer Fonds, Land Oberösterreich, Stiftung Kunstfonds, PACMYC/CONACULTA
Verfügbare Formate
DCP 2K flat (Distributionskopie)
Bildformat
1:1,66
Tonformat
5.1 surround
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe
Festivals (Auswahl)
2023
Telluride - Telluride Film Festival
2024
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films (Preis für Besten Kurzdokumentarfilm & KODAK Preis)
Bozen/Bolzano - Film Festival (Bester EUREGIO-Kurzfilm)
Málaga - Festival de Málaga (Lobende Erwähnung der Jury)