Michael Bahn

* 1963, Österreich
Studium Biologie, Kunstgeschichte, Französisch. Ausgedehnte Reisen in Europa, Asien und den USA. Seit 1981 Filme und Videoarbeiten. Mitglied der Austria Filmmakers Cooperative (1989).

Weitere Texte

Gertjan Zuilhof zu White & Black von Hans Scheugl (Kritik)

White ist (...) ein Metafilm, der einen Kommentar liefert über das Machen von Dokumentarfilmen. Es ist ein Eingriff in den dokumentarischen Bereich durch einen relativ Außenstehenden.
(...) Die Fahrtaufnahme (von Black) (...) findet hier ihre Entsprechung in einer sehr langen Fahrt um den Tomkins Square Park, wo sich Obdachlose versammeln und aufhalten. Es geht hier nicht um Individuen und es spielt keine Rolle, wer sich nun eigentlich in der soup line anstellt. Der Platz wird nur als Raum behandelt. Die durchgehende Bewegung sagt etwas über die Funktion des Platzes, was mehr ist als die bloße Information, daß sich hier Obdachlose aufhalten. Die Art wie Menschen sich umeinander bewegen, hat ihre Entsprechung in der kreisenden, voyeuristischen Kamera. Der Ort wird fühlbar gemacht. Diese nicht-dokumentarische Sichtweise ist auch sehr zutreffend bei einem Gespräch zwischen drei Schwarzen, die nicht, wie man es gewohnt ist, interviewt werden. Scheugl filmt wie zufällig ihr Gespräch, aber es ist auch nicht so, daß die Männer sich der Kamera nicht bewußt wären. Sie reden über das Schlafen in den U-Bahnen und in den Shelters, den Obdachlosenheimen, die wegen der Aggression, die dort herrscht, lebensgefährlich sind.
(...) Ihr Körperausdruck sagt mehr als die Geschichten, die sie erzählen. Gerade durch das Vermeiden der Interview-Form entsteht hier ein Reichtum an sekundärer Information, die dadurch viel weniger sekundär ist. Es sind diese Elemente, durch die ein Film wie White über das dokumentarische Filmen nachdenken läßt. Auf der einen Seite kommen einem diese Bilder sehr vertraut vor aus anderen Reportagen: es ist die bekannte Geschichte von der Armut im reichen Amerika. Aber dadurch, daß Scheugl diese Bilder auf eine formale Weise bringt, unterscheidet er sie von dem, was wir gewohnt sind, wird sein Film ausgesprochen persönlich.

(Gertjan Zuilhof, Neues Leben in einer alten Disziplin, in: Skrien, Okt.-Nov. 1993, Amsterdam)


Gertjan Zuilhof zu Black von Hans Scheugl (Kritik)

In Black, einem Film von 20 Minuten ohne Geschichte, stellt Scheugl fast abstrakte Bilder von bewegten Maschinenteilen solchen von New Yorker Straßen und Aufnahmen mit schwarzen Akteuren gegenüber. Deren fragmentarische Auftritte sind ebenfalls ziemlich abstrakt, da Scheugl den Ton der Dialoge weggelassen hat. Durch die Kombination mit den anderen, mit abstrakten Geräuschen unterlegten Aufnahmen entsteht ein Bild, das sich mit dem Titel Black und dem Ort New York deckt. Es ist eindringlich, ohne sich mit Statistiken und Zahlen, die ein Dokumentarfilm über Schwarze in New York sonst liefert, aufzuhalten.
Bei den Dreharbeiten in New York überkam Scheugl das Gefühl, daß diese Bilder nicht genug sind. Er hatte das Bedürfnis, auf die tägliche Konfrontation mit dem, was er ,die dritte Welt auf dem Gehsteig" nennt, zu reagieren: die traurige Welt der Obdachlosen in einer reichen, aber wenig sozial organisierten Gesellschaft. Vorsichtig richtete er bzw. sein Kameramann die Kamera auf die Obdachlosen. Der erste Obdachlose, den er in White, der Film, der zusätzlich parallel zu Black enstanden ist, zeigt, verlangt ein paar Dollar für seinen Auftritt vor der Kamera. Scheugl gibt sie ihm und erzählt davon zu diesen Bildern.

(Gertjan Zuilhof, Neues Leben in einer alten Disziplin, in: Skrien, Okt.Nov. 1993, Amsterdam)

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