CUTECUTECUTE

Ist das herzig: Vor zart gemustertem grauem Hintergrund wackeln putzige bunte Zeichentrickkreaturen rhythmisch hin und her. Schäfchen, Teddy und Hamster. Turnschuh, Penis, Doppelwhopper. Firmenlogo oder Computerbildschirm. Spielfigur und MySpace-Profil. Eine Männerstimme aus dem Off intoniert dazu ein flottes japanisches Liedchen. Unten im Bild erscheinen währenddessen knappe Kommentare in englischer Sprache.

Aber Moment - dieser Anklang ans "Hello-Kitty"-Universum und verwandte niedliche Weltentwürfe ist ein schwarzes Tränenmeer. Darin treiben Hinweise auf Kinderarbeit, omnipräsente Überwachung, gen-behandelte Nahrungsmittel, Pilzinfektionen, mangelnde Zivilcourage, Amok laufende Teenager, Kindesmissbrauch, Diskriminierung, Entwendung privater Daten, Terrorparanoia oder Misshandlung. Lauter Zeitgenossen des gegenwärtigen Konsumkapitalismus - und dieser wendet sich wiederum gerne mit Maskottchen und Abziehbildern, die den eingangs beschriebenen ähneln, an seine infantilisierte Klientel.

CUTECUTECUTE heißt die nicht einmal zwei Minuten lange Animation von Clemens Kogler. Schon früher hat der Künstler Bauplan und Design von Vermittlungstools und andere Versatzstücke der planmäßigen Produktivkraftoptimierung oder des punktgenauen Zielgruppenmanagements einem hintergründigen Reloading unterzogen. Und schon diese Arbeiten hatten einen Anfang und ein Ende, aber gleichzeitig kennzeichnete sie auch ein Hang zum Loop, zur (tendenziell endlosen) Wiederholung. Schließlich weiß man auch hier beim ersten Mal nicht so genau: Ist das jetzt herzig, oder was?

(Isabella Reicher)


Niedlichkeit ist wohl eine der subtilsten Formen der Macht. Bei japanischen Comicfiguren kommt dies besonders deutlich zum Ausdruck. Das Phänomen, das im japanischen Kawaii genannt wird umfasst Charaktere für alle Lebenslagen. Freundliche Helfer die einem sagen wie man eine Fahrkarte löst, zum Mülltrennen auffordern oder in animierten Videos Kindern erklären wie man z.B. bis 10 zählt.
Genau hier setzt CUTECUTECUTE an und lässt die Figürchen in ihrem Weltverbesserungsdrang den logischen nächsten Schritt gehen. Denn wer kann uns Fristenlösung, Sterbehilfe, Pensionsproblematik und die Niederungen des sozialen Zusammenlebens besser näher bringen als Kulleraugen, Pastelltöne und Kindchenschema.

(Produktionsnotiz)


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Orig. Titel
CUTECUTECUTE
Jahr
2008
Land
Österreich
Länge
1 min 50 sek
Kategorie
Animation/Pixilation
Orig. Sprache
Japanisch
Downloads
CUTECUTECUTE (Bild)
CUTECUTECUTE (Bild)
CUTECUTECUTE (Bild)
Credits
Regie
Clemens Kogler
Konzept & Realisation
Clemens Kogler
Verfügbare Formate
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
Festivals (Auswahl)
2008
Budapest - Anilogue Animation Film Festival
Belgrad - Balkanima Anim. Film Festival
Los Angeles - AFI American Film Institute Festival
Ljubiljana Animateka - Int. Animation Film Festival
Salzburg - Film:Riss Kurzfilmfestival
Wilmington - Cucalorus Annual Festival of Independent Film
2009
Osnabrück - EMAF - European Media Art Festival
Toronto - Inside Out / Lesbian & Gay Film and Video Festival
Bochum - Videofestival
Vilnius - Tindirindis International Animated Film Festival
Kassel - Dokumentarfilm- & Videofest
Utrecht - Impakt Festival
Linz - Crossing Europe Film Festival
Toronto - Worldwide Short Film Festival
Dresden - Filmfest
Nashville Film Festival
Ghent - COURTisane Festival