Tintenkiller

2010 feiert die Fernsehserie Tatort ihren 40. Geburtstag: Keine andere Produktion hat ein Genre so geprägt und ist über einen so langen Zeitraum Inbegriff deutscher Populärkultur gewesen. Veronika Schuberts Found-Footage-Animation Tintenkiller schöpft aus diesem reichen Reservoir. Die Künstlerin interessiert sich allerdings nicht speziell für das Genre oder das Medium, sondern mehr dafür, was das Genre und das Medium zur zeitgenössischen Bild- und Sprachkultur beitragen. Tintenkiller ist eine Montage von visuellen und sprachlichen Floskeln und Phrasen, die ganz beiläufig daherkommen. Dabei werden einerseits das Genre konstituierende Gesten aufgesucht: der Fund einer Leiche, das Telefongespräch, der leugnende Verdächtige, die geständige Mörderin, die Beteuerung, es sei alles reine Routine, die Beteuerung, es sei keine Absicht gewesen etc.; andererseits ermöglicht die Komposition der Bild- und Sprachfetzen auch ungewöhnliche, überraschende, ja humorvolle Einsichten und Pointen: Hatte die Tote ihre Tage? – Das wird Frau Dr. Eckermann sicher sehr interessieren! Ein bisschen Koks ist nicht die Welt ... – Nein danke, ich bin im Dienst.



Tintenkiller abstrahiert die Collage aus den Ritualen und den Banalitäten, die jeden Fernsehkrimi als solchen determinieren und erstellt im direkten Sinn des Wortes einen Blueprint des Genres: statt Blut fließt Tinte durch die Bilder. In langwieriger Detailarbeit hat Schubert 3000 Einzelbilder mit Tinte und Löschstift bearbeitet. Diese Technik beruht auf der Abfolge von Sättigung und Leere, von sichtbarer und unsichtbar gemachter blauer Farbe, die dann als Weiß erscheint. Spannung und Intensität werden so unmittelbar sichtbar in dunkelblauen Kältebildern, die irgendwann einmal das Blut ihrer Zuseher zu Eis erstarren ließen.
(Sylvia Szely)

Orig. Titel
Tintenkiller
Jahr
2009
Länder
Österreich, Tschechien
Länge
4 min 30 sek
Kategorie
Animation
Orig. Sprache
Deutsch
Untertitel
Englisch
Downloads
Tintenkiller (Bild)
Tintenkiller (Bild)
Tintenkiller (Bild)
Credits
Regie
Veronika Schubert
Konzept & Realisation
Veronika Schubert
Mit Unterstützung von
Egon Schiele Art Centrum, bm:ukk
Verfügbare Formate
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
Bildformat
16:9
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe
Festivals (Auswahl)
2010
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films
Wien - Tricky Women / Animationsfilmfestival (Preis für den besten österreichischen Animationsfilm (Hubert Sielecki Preis))
Wien - VIS Vienna Independent Shorts
Zagreb – Animafest, Festival on Animated Films
Hamburg - Int. Kurzfilm-Festival & No Budget
Utrecht - Holland Animation Film Festival
Kassel - Dokumentarfilm- & Videofest
München - UnderDox, Festival für Dokument und Experiment
Ljubiljana Animateka - Int. Animation Film Festival
Istanbul - Int. Short Film Festival
2011
Stuttgart - Filmwinter, Expanded Media Festival
Bamberg - Kurzfilmtage
Seoul - International Women's Film Festival
Nashville Film Festival
2014
Bruxelles - Festival of Cartoons & Animated Films