Ulrich Gregor and Heidi Kim at the W Hong Kong Hotel

Eine Dreiecksgeschichte. Zwei Personen in einem Hotelzimmer. Er, weiße Haare, Anzug, sitzt am Schreibtisch, liest in einem Buch und macht Notizen. Sie, schwarzes Etuikleid, breite Goldkette, raucht eine Zigarette, bindet sich die Haare zusammen, lächelt, bewegt die Lippen. Beide schauen in die Kamera. Er, unbeweglich, hält dem Angeblickt-Werden stand, vielleicht ein leichtes angedeutetes Kräuseln der Lippen. Sie, deutlicher irritiert, wendet sich immer wieder ab, ihr Blick schweift ins Off, durch das Panoramafenster, auf die Großstadt, die Hafenanlagen, die Stadtautobahn. Die Einstellungen sind lang genug, um dem Kamerablick einen eigenen Auftritt zu geben. Ab jetzt sind sie zu dritt in dieser Versuchsanordnung: „er“, „sie“ und vom Gröller: die Kamera, die Choreographin.

Eine Liebesgeschichte. Oder vielmehr die Idee davon. Liebe, das ist auch so ein Kinoklischee, oder auch: die Liebe an das Kino und seine Klischees. Das Aufscheinen einer Ikonographie also: die Frau-im-Kleinen-Schwarzen und der Durchreisende. Die Kamera schwenkt über ein Bett, Kissen, Chaiselongue, aber darum geht es hier gar nicht. Der Tag hat die Zeit des Diffusen, Unbestimmten erreicht: blaue Stunde, magic hour, Cocktailstunde. Liebe, das ist hier: der Moment, das Innehalten, die Zigarette, der Blick in die Ferne, das Wasser, die mehrspurige Strasse, die unter der Meeresoberfläche abtaucht.

Eine Kinogeschichte. Ganz da, da drin, ohne Außen. Alles, nicht nur vom Gröllers Schnitt, passiert im Inneren der Kamera. Das Hotelzimmer wird Teil des Apparats, der sich über die Grenzen der Linse in den Raum hinein ausdehnt. Die Jalousien blenden auf, blenden ab, suggerieren narrative Geschlossenheit trotz der ungelenken Improvisation. Auch die Protagonisten, der cinefils und die cinefille, gehören zum inneren Kreis dieser Kinowelt . Oder vielmehr der Welt, die das Kino ist. A Tribute to – Kino, im Ganzen.

(Nanna Heidenreich, Ulrich Ziemons)

Orig. Titel
Ulrich Gregor and Heidi Kim at the W Hong Kong Hotel
Jahr
2011
Land
Österreich
Länge
3 min
Kategorie
Avantgarde/Kunst
Orig. Sprache
kein Ton
Credits
Regie
Friedl vom Gröller
Konzept & Realisation
Friedl vom Gröller
Mit Unterstützung von
Innovative Film Austria
Verfügbare Formate
16 mm (Distributionskopie)
Bildformat
1:1,37
Tonformat
Stumm
Bildfrequenz
24 fps
Farbformat
s/w
Festivals (Auswahl)
2012
Peru International Short Film Festival