Night for Day
Helle Streifen, von einem geometrischen Muster durchzogen, pendeln vertikal über die Leinwand. Immer schneller werdend schwingen sie gegengleich hinauf und hinunter, schaukeln sich auf bis sie schließlich nach und nach den sichtbaren Ausschnitt der Leinwand verlassen. Die sanfte Entschleunigung an den Umkehrpunkten weist darauf hin, dass es sich hier um ein mechanisches Schaukeln handelt, dessen Schwung jedoch immer rasanter und ausladender wird bis sich die anfänglich präzise Dichte des abstrakten Bildes nach und nach in pure Bewegung auflöst.
Wie schon bei Turret oder Gyre liegt auch diesem Film von Björn Kämmerer ein reales architektonisches Setting zugrunde, das sich jedoch im Lauf dieses Films nicht entlarvt. Der Blick von unten auf die pendelnden Arbeitsleuchten wird durch die statische Kadrierung allein auf die Bewegung gerichtet.
Üblicherweise verliert Schwingung durch Reibung ihre Kraft, pendelt immer näher an die Ruhelage heran und kommt schließlich zum Stillstand. Im Film, den uns Kämmerer mit einem simplen Eingriff rückwärts präsentiert, scheint sich diese physikalische Eigenschaft ins Gegenteil umzukehren. Aus der Ruhe heraus zieht uns Night for Day in einen Sog kontinuierlich ansteigender Energie.
Dass Kämmerer in seinen Arbeiten immer wieder die Möglichkeiten des illusionistischen Filmraums reflektiert zeigt sich auch hier. Das Licht, von entscheidender Bedeutung für Dramaturgie und Charakter, macht er kurzerhand zum Thema selbst. Im harten Kontrast, der kaum Schatten und keinerlei Räumlichkeit zulässt, zeigt sich eine zarte Farbigkeit, durch die Verwendung unterschiedlicher Neonröhren. Werden üblicherweise Objekte und Bewegung „ins rechte Licht gerückt,“ so setzt er in Night for Day das Licht selbst in Bewegung und weist ihm die entscheidende Hauptrolle zu.
(Linda Klösel)
NIGHT_for_DAY
2013
Österreich
6 min