Das schönste Land der Welt

Dezember 2016, eine Kundgebung vor dem Parlament in Wien. Zwei Männer kommen am Rande der Menschentraube miteinander ins Gespräch – über die Zerstörung Aleppos, die Taliban, die wenigen Kriegsbefürworter, deren Wahrheitsanspruch sich gewaltsam gegen die Leben der vielen Unbeteiligten durchsetzt. Der kurze Austausch ist geprägt von Interesse und Verständnis.

Auf den ersten Blick macht es den Eindruck, als würde hier Fiktion gefilmt, so sauber sind die beiden Männer ins Bild gesetzt, der Dialog einwandfrei vernehmbar, Schuss/ Gegenschuss angenehm rhythmisiert. Die Ästhetik von Želimir Žilniks Das schönste Land der Welt speist sich aus diesem Prinzip. Menschen, deren Leben in dieser oder vorhergegangenen Generationen nicht in Österreich begonnen hat, treten hierzulande vor die Kamera. Sie exerzieren sowohl einschneidende Erlebnisse durch, als auch Szenen des alltäglichen Lebens – wobei dieses Alltägliche das sich Einfinden Müssen in ein noch unvertrautes Land ebenso umfasst wie eine Routine, die bereits lokalen Lebenszusammenhängen geschuldet ist. Hier wird Dokumentarfilm gespielt mit dem Ziel, Wunsch und Wirklichkeit aneinander zu binden. Diese Vorgangsweise erzeugt mehrmals die Ahnung einer Katastrophe, verheißt Verhängnis. Aber das selbstbestimmte Vorgehen der Protagonist_innen, ein erfrischender Pragmatismus und der feine Witz, der den Film durchdringt, sind es, die in letzten Momenten das Segel auf den Kurs glücklicher Ausgänge reißen. (Fantastischster Moment: die Braut, die nach der für den Großvater inszenierten Scheinhochzeit der Freundin des Bräutigams berichtet, wie angenehm es war, den gesichtsverhüllenden Schleier zu tragen, weil so den Gästen nicht auffallen konnte, dass sie während der Feierlichkeit geschlafen hat.)

Jede Szene beschreibt eine Annäherung. Zwischen den Menschen untereinander, zwischen Individuen und Institutionen. In letzter Konsequenz ist Das schönste Land der Welt ein Plädoyer für eine Gesellschaft, in der gelebte Vielfalt nicht bloß zum modischen Schlagwort verkommt. (Melanie Letschnig)

Trailer
Orig. Titel
Das schönste Land der Welt
Jahr
2018
Länder
Österreich, Slowenien, Kroatien, Serbien
Länge
101 min
Kategorie
Hybrid, Fiktion, Dokumentarfilm
Orig. Sprache
Deutsch, Farsi, Englisch, Serbisch
Untertitel
Englisch, Deutsch
Credits
Regie
Želimir Žilnik
Drehbuch
Želimir Žilnik
Kamera
Peter Roehsler
Ton
Günther Tuppinger
Schnitt
Vuk Vukmirovic
Produktion
FACTUM DOCUMENTARY FILM PROJECT , nanookfilm, TRAMAL FILMS , RTV VOJVODINA
Produzent*in
Peter Roehsler
Co-Produzent*in
Miha Cernec, Vanja Craniac, Nenad PUHOVSKI
Mitwirkende/r
Turbo Tanja, Dimitar Anakiev, Azelia Opak, Jasenka Softic, Petra Popovic, Haidar Ali Mohammadi, Basima Saad Abed Wade, Bagher Ahmadi, Ivana Nicolic, Habib Tawhidi, Negin Rezaie, Alaedin Gamian, Jana Dolecki, Mustafa Ayni, Durham Al Mahmud, Laila Hajouleh, Tomaz Pavkovic
Mit Unterstützung von
Slovenian Film Center, Croatian Audio Visual Centre - HAVC, BKA - innovative film
Verfügbare Formate
DCP 2K scope (Distributionskopie)
Bildformat
1:2,35 (CinemaScope)
Tonformat
Dolby 5.1.
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
Festivals (Auswahl)
2018
Lissabon - DocLisboa
Mar del Plata - Int. Film Festival
Belgrade - Auteur Film Festvial
Zagreb - Human Rights Film Festival
2019
Triest - Alpe Adria Cinema - Film Festival
Innsbruck - International Film Festival
Izola - International Film Festival Izola, Kino Otok
Prizen/Kosovo Dokufest Doc Film Festival
Berlin – Human Rights Film Festival Berlin