Kalah

The work is an investigation on the correspondence and coefficience of image and sound.
The rules of an old Arabian game, Kalah, played by two players with 36+36 stones, work as a ready-found system for generating the film. The filmstrip registers all the positions of the steps of a drawn game, converting the elements into 72 color-forms and 72 sounds of a chromatic scale. Both run in quick sequences (12 frames/sec) side by side in perfect simultaneity. As I had no computer, I manually edited the raw material produced by the sounds. (D.M.)

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Ein Film, der immer länger wird, die Presse, 06.03.2018 (Article)

Die Wellen sind ruhig. Die Wellen sind wild. Die Wellen sind ruhig. Die Wellen sind wild. Einmal scheinen sie nach rechts zu gleiten, dann nach links. Oder plätschern sie auf der Stelle? Und was genau bewegt sich hier eigentlich? Das Wasser, die Kamera, oder das Ufer?

Mit jedem Schnitt-Beat von Johann Lurfs Film „Capital Cuba“ ändert sich – ganz buchstäblich – sein Flow, die Stärke und Ausrichtung jener Laufbildkraft, die die Sinne auf ein Tempo, einen Wahrnehmungsrhythmus eicht. Wie ein Croupier, der zwei Kartendecks riffelt, schichtet Lurf zwei längere Einstellungen der Küste Havannas ineinander und befeuert so ein hypnotisches Tauziehen gegenläufiger audiovisueller Strömungen. Irgendwann kommt auf der einen Seite ein moderner Frachter mit der Aufschrift „Capital“ zum Vorschein, auf der anderen eine Fabriksruine, auf deren bröckliger Fassade das Wort „Machina“ prangt.

Eine Anspielung auf den Widerstreit zwischen Kommunismus und Kapitalismus, alter und neuer Ökonomie? Schon möglich – doch der Film zieht einen unabhängig davon in den Bann. Die Arbeiten Lurfs sind meist Konzeptkonstrukt und sinnliches Erfahrungsangebot in einem, und genau das macht ihn zu einem der interessantesten Vertreter der jüngeren Kinoavantgarde Österreichs.

Unheimliches aus Vösendorf

Das Strukturprinzip seines Schaffens? Vielleicht Bewegung und Gegenbewegung, am wuchtigsten verdeutlicht in „Vertigo Rush“: Darin artet der Hitchcock´sche Vertigo-Effekt, ein schwindelerregender Kameratrick, zu einer rabiaten Leinwandpenetration aus – bis nur noch farbige Schlieren zu sehen sind. Vielleicht ist es auch einfach das Stilmittel des Bruchs, sei es in der Raumzeit eines Films oder der Perspektive, wie im strukturalistischen Experiment „Picture Perfect Pyramid“: Aus 24 Blickwinkeln gefilmt, aber stets im Zentrum, erscheint die Pyramide Vösendorf als unheimliche Zikkurat in einer Landschaft der Banalität.

Doch im Grunde (und zum Glück) lässt sich Lurfs Œuvre nicht auf einen Nenner bringen. Seine Zugänge ändert er ebenso oft wie das Format, werkelt sowohl analog als auch digital, manchmal auch in 3-D. Nur die formale Stringenz bleibt – trotz stotternder Bilder und ruckelnder Blicke – gleich. Und der Hang zur Klangmalerei. In „Twelve Tales Told“ verkoppelt die Montage Studiologo-Sequenzen Hollywoods zu einer regelrechten Symphonie kultureller Hegemonie. Und sein jüngstes Werk, schlicht mit einem Sternensymbol betitelt („★“), zeigt eine Kompilation filmhistorischer Sternenhimmel: Ein Found-Footage-Faszinosum, dass dank periodischer Erweiterung um aktuelle Clips mit jeder Vorführung expandiert wie das Universum selbst.

Zu sehen ist es im Rahmen einer Lurf-Werkschau, die vom 8. bis zum 11. März im Österreichischen Filmmuseum läuft, in Anwesenheit des Filmemachers – ergänzt von Fotos, Grafiken, einer Kurzfilm-Carte-blanche und einer Installation. (and)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2018)
Orig. Title
Kalah
Year
1980
Country
Hungary
Duration
10 min
Director
Dóra Maurer
Category
Avantgarde/Arts
Orig. Language
No Dialogue
Downloads
Kalah (Image)
Kalah (Image)
Kalah (Image)
Credits
Director
Dóra Maurer
Cinematography
Dóra Maurer
Music
Z. Jeney
Available Formats
35 mm (Original Format)
Sound Format
mono
Frame Rate
24 fps
Digital File (prores, h264)