Schwarzer Garten

1 - The Murder Mystery (1987/92)
Ein handwerkliches Meisterwerk, das mit der Psychologie der Verweigerung von Bildern arbeitet, um den Zuschauer auf die Folter zu spannen: ihm sind nur kurze Blicke auf das, was wirklich passiert, gestattet. Die Gesamtwirkung als Bild im Kopf beginnt zu wachsen, ist gleichzeitig erregend und verstörend. Regisseur Dietmar Brehm weiß genau, wie er unsere dunklen Phantasien hervorlockt.
(Edinburgh Fringe Festival 1992, Katalog)

2 - Blicklust (1992)
Manchmal frage ich mich, was ich für eine ART Filme mache und dann denke ich, es sind Horrorfilme. Mache ich Horrorfilme?
1991 bekam ich in Amsterdam einen nicht identifierbaren und zerschliessenen Super8 schwarz/weiß Pornofilm angeboten, der eine auf verschiedene Weise Gefesselte zeigt und ich konnte nicht widerstehen. Ich wusste, dass ich Operationsfilmmaterial hatte und ich mixte die Gefesselte mit dem OP-Material auf Konfrontation und einiges mehr und zu einem 2/3 found footage Bildschub bis zum Blicklust-Ende.
(Dietmar Brehm)

3 - Party (1995)
Party pendelt, wie alle bedeutenden Arbeiten Brehms, zwischen dem Unentschlüsselbaren und dem Expliziten, zwischen visueller Abstraktion und brutaler Gegenständlichkeit, zwischen Gelassenheit und Exzess. Eine Erzählung von der totalen Einsamkeit, einer der klassischen beunruhigenden Brehm´schen Horrorfilme: Party für einen (fiktiven) Autisten.
(Stefan Grissemann)

4 - Macumba (1995)
Macumba beginnt langsam aus dem Schwarzfilm. Ein schwarzes Pornopaar telefoniert in London und trifft dann in einem Park auf eine Schlange und wird mit Kalahari-Bushmen zu einer Filmmatrix gemixt, die sich unverständlich wie das wirkliche Leben zeigt. Quer durch Macumba Regenrauschen.
(Dietmar Brehm)

5 - Korridor (1998)
Korridor, ein düsteres Laufbildgedicht aus pornographischen Fragmenten und abweisenden Außenaufnahmen, ist dem berühmten The Murder Mystery zumindest gleichzustellen: die Melancholie Brehms, die hinter seinem oft so cool anmutendem Umgang mit Pop-Material gerne übersehen wird, schafft hier einen atmosphärischen Reichtum, der im Gegenwartskino seinesgleichen nur schwer findet.
Claus Philipp

6 - Organics (1998/99)
Ich hatte einen perfekten found footage-Darsteller, den ich "Hey Joe" nannte. Rund um "Hey Joe", als immer wieder erscheinender Beobachter, konstruierte ich eine Matrix aus Körperdetaildarstellungen, die von einigen Explosionen durchbrochen wird. Sechster und letzter Teil der Horrorserie Schwarzer Garten.
(Dietmar Brehm)

So sehr die sechs Filme als einzelne Filme funktionieren, hatte ich immer das Gefühl an einem Film zu filmen.
Die Inspirationsquelle war das viele Lesen historisch-römischer Literatur. Aus dieser Motivation entstanden
die düster-sexuellen Behandlungen der pumping screen Körperdarstellungen.
Letztlich sind wir alle lebende Leichen und schnell wieder tot.

(Dietmar Brehm)


Die Stimmungen seiner Filme gleichen einer Stimmung zwischen Traum und Trauma. Dem Traum entnimmt Brehm gewisse Strategien zur Verknüpfung, nahe dem Sekundärprozess, dem laut Freud alle Bearbeitung des Unbewussten unterliegt. Die "Nacht der Welt" ist das taumelnde Subjekt. Dietmar Brehm - ein Meister der Grammatik einer unbegreiflichen Sprache.

(43. Internationales Leipziger Festival für Dokumentar&Animationsfilm 2000)

Orig. Titel
Schwarzer Garten
Jahr
1987 - 1999
Land
Österreich
Länge
108 min
Kategorie
Avantgarde/Kunst
Orig. Sprache
Kein Dialog
Credits
Regie
Dietmar Brehm
Realisierung
Dietmar Brehm
Idee/Konzept
Dietmar Brehm
Verfügbare Formate
16 mm (Distributionskopie)
Bildformat
1:1,37
Tonformat
Mono
Bildfrequenz
24 fps
Festivals (Auswahl)
2000
Melbourne - Int. Film Festival
Leipzig - Dok Leipzig - Int. Festival für Dok.- u. Animationsfilm
2004
Pesaro - Film Festival