Stadt nach dem Krieg. Sarajevo

Die augenfälligsten Zeichen eines vergangenen Krieges sind die Zerstörungen, die dieser an den Gebäuden, Plätzen und Einrichtungen einer Stadt hinterlassen hat. Materielle Schäden, so die landläufige Annahme, können ausgebessert werden, was aber, wenn die Zerstörung tiefer reicht als Löcher im Verputz und anderes erfaßt als Häuserskelette? Kann der kosmopolitische Geist einer Stadt auf eine Weise zerstört werden, daß an Reparatur nicht mehr zu denken ist?

Sarajevo wäre für ihn eine Stadt wie aus 1001 Nacht gewesen, sagt Bogdan Bogdanovic am Beginn des Films. Und später, daß die höchste Form von Urbanität die Entwicklung einer eigenen Stadt-Philosophie sei. Aber: Diese geistige Materie von Sarajevo habe im Krieg am meisten Schaden genommen. Eine ausweglose Situation also, eine Tragödie.

Was Bogdanovic im Namen des Vergangenen konstatiert, findet sein Echo in den suchenden Kamerabewegungen ebenso wie in den Kommentaren einiger Bewohner zur Gegenwart Sarajevos. Das Leben ein bloßes Überleben, viele gute Leute seien weggegangen, viele gute Ideen und viel Geld ebenso. Durch den Bahnhof von Sarajevo fahre drei Jahre nach Kriegsende noch immer kein Zug.

Die Brücken, meint das, sind abgebrochen: zur Vergangenheit, zwischen den Menschen, zu Europa; zerstört wie die Alte Brücke in Mostar, der Bogdanovic 1993 nachgerufen hat: "Der Stadt, geboren im Zeichen der Brücke, wurde ihr erstes und letztes Wort entrissen, und ihr Tod ist, so fürchte ich, unwiderruflich." (Vrääth Öhner)

Orig. Titel
Stadt nach dem Krieg. Sarajevo
Jahr
1999
Land
Österreich
Länge
50 min
Kategorie
Dokumentarfilm
Orig. Sprache
keine angaben
Credits
Regie
Tommy Schneider, Hermann Peseckas, Mario Jandrokovic
Produktion
Mario Jandrokovic
Verfügbare Formate
Betacam SP (Distributionskopie)
Festivals (Auswahl)
2000
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films