a room with a view in the financial district
Die Bilder der Arbeit entstanden im Juni 2001 und erzählt von einem mehrmonatigen Aufenthalt der Künstlerin im World Trade Center (New York). Eingeladen, während eines artist-in-residence-Programms ein leerstehendes Stockwerk gemeinsam mit anderen KünstlerInnen als Großraumatelier zu nutzen, entdeckte Carola Dertnig auf ihren Streifzügen in den Türmen eine Vielzahl leerstehender Räume.
a room with a view in the financial district dokumentiert diesen Weg in Form eingefrorener Momente verlassener, mit Spuren eines Arbeitsalltags ausgestatteter Architekturen. Die mit der Foto-Taste der Videokamera aufgenommenen Bilder zeigen abgenutzte bis verfallene Relikte verkabelter (dot.com-)Büroumgebungen, weiträumige, leere Hallen, in denen sich Boden, Decke, Wände lösen, aber auch Überreste von Konferenzen, von Essenspausen oder ehemaliger Arbeitskleidung finden. Zuweilen tauchen durch Fensteröffnungen kadrierte Ausblicke auf das Panorama
"Manhattan" und dessen Skyline auf. Diese klare, mit dem Format der Dokumentarfotografie spielende Bestandsaufnahme kombiniert Carola Dertnig mit einer Ich-Erzählung aus dem Off, in der Beobachtungen zu ökonomischen Strukturen und individuellen Lebensbedingungen, künstlerischer Produktion und Wirtschaftskraft, zu Überwachung und mobilen, verfügbaren Leerstellen in einer kreisenden Dynamik ineinander fließen. Indem Carola Dertnig die Bewegung aus den Bildern in die Montage und das Off verlagert, verschiebt sich der Akt der Darstellung zwischen die audiovisuellen Ebenen und zu einer vielschichtigen Performance von Architekturen und Personen, deren Eloquenz subtil Möglichkeiten anbietet, kritische Blickweisen weiterzuformulieren.
(Rike Frank)
a room with a view in the financial district
2003
Österreich, USA
5 min