Vincit Veritas

Blau, Grün, Rot, Knistern und Knacken – so setzt Vincit Veritas ein. Eine ungleichmäßige Bewegung treibt Farbblöcke vertikal durchs Bild, Reminiszenz an technische Pannen der beinahe schon historischen Apparatur der Filmprojektion, an die Abfolge von Kadern mit dem Risiko, außer Takt zu geraten und so die Illusion zu brechen. Dabei ist Vincit Veritas selbst großes Kino, ein Aufglühen als Abgesang. Auf 35mm produziert, für die Leinwand geschaffen.
In Bildern, deren Schwindel erregende Geschwindigkeit und Abfolge, nauseatische Farb- und Richtungswechsel das Wahrnehmungsvermögen an seine Grenze treiben, stellen reMI eine kulturtheoretische Untersuchung an. Am beginnenden 21. Jahrhundert wird der Kanon überlieferter Bilder als verbindendes Bezugssystem einer homogenen, exklusiven Bildungsgesellschaft von einer breiten,
integrativen Verständigung über jeweils aktuelle Medienbilder abgelöst. An welcher Stelle der kulturellen Rezeption stehen abstrakte digitale Bildschöpfungen? Die High- vs. Low-Debatte ist eröffnet.
reMi stöbern im visuellen Reservoir der europäischen Geistesgeschichte, stoppen in der Frühzeit des Buchdrucks. Im Aufblitzen von Piktogrammen und im Anklingen lateinischer Litaneien identifiziert sich die zitierte Vergangenheit als christlich-abendländische. Religiös konnotierte Zeichnungen, Totenschädel, barocke Heiligenfiguren, Schriftfragmente. Überlieferungen einer kulturellen Produktion, deren Schöpfer einer nicht zu relativierenden Wahrheit verpflichtet waren. ”S. Aug” ist an einer Stelle zu entziffern. Sankt Augustinus, vervollständigt das einschlägig konditionierte Denken selbstbewußt. Obsolete Vergewisserung eines Halts, suspekt geworden wie die Parole: Die Wahrheit siegt. (Stella Rollig)

Orig. Titel
Vincit Veritas
Jahr
2002
Länder
Österreich, Niederlande
Länge
10 min
Kategorie
Avantgarde/Kunst
Orig. Sprache
Kein Dialog
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Credits
Regie
Michael Pinter, Renate Oblak, reMI
Mit Unterstützung von
Benediktinerstift Admont, BKA. Kunst
Verfügbare Formate
35 mm (Distributionskopie)
Bildformat
1:1,37
Tonformat
Dolby Surround
Bildfrequenz
25 fps
Festivals (Auswahl)
2002
Graz - Diagonale, Festival des Österreichischen Films
Utrecht - Impakt Festival
2003
Rotterdam - Int. Filmfestival
Zürich - VIDEOEXperimental; Video & Film Festival
Ann Arbor - Film Festival
Hamburg - Int. Kurzfilm-Festival & No Budget
Uppsala - Int. Short Film Festival
Chicago Underground Film Festival