Distorted Areas~0.1

Das Material ist mit Hilfe einer Echtzeitsoftware entstanden. Sowohl die Programmierung der Texturen und Parameter als auch die Abtastung mit der Kamera fand in den Grenzbereichen der Software und der Elektronik statt, wodurch sich eine Reihe von Verzerrungen, Störungen und Verfremdungen der ursprünglichen 3D-Effekte ergaben. Der Sound hingegen basiert of analog noise (input / no input) erzeugt vom Rauschen von Tonbandmaschinen.
Der Random-Aspekt spielt dabei - wie schon in früheren Arbeiten - eine Rolle.

(Manuel Knapp)


Das Videobild von distorted areas~ arbeitet aus einer Ästhetik, die der Logik der Gerichtetheit, also der Nützlichkeit von informationstechnischen Tools, hier eines Softwaremoduls zur Implementierung bestimmter Renderingeffekte bei der 3D-Computergrafik, zuwiderläuft, sie maximal stört. Der Gebrauch wird absichtsvoll gegen seine vorgesehene Funktion verkehrt, das "sinnvolle" graphische 3D-Bild in eine völlig entregelte, dislozierte Schwarz- oder Weissfläche mit "sinnlos" oszillierenden Linien und Mustern überführt. Ähnlich der Sound: Aus Rückkoppelung und Effektgerät verweben sich die Geräusche ungerichtet und a-signifikant mit den Bildformationen. Das Video ist Resultat pervertierter Abbildungsverhältnisse. Doch was zu sehen und zu hören ist, was also Bild und Ton "sind", ist die Verzerrung an sich. Man könnte dies auch als Schönheit aus dem Zerfall begreifen.

Ein solches Video lässt sich schwer beschreiben - oder erinnern. Eine Beschreibung impliziert eine Ordnung, die sich aus Systemen und Narrationen bildet. Nun ist aber sowohl die Bestimmung des Softwaremoduls als System gestört, als auch die Potentialität seiner narrativen Darstellung aufgehoben. Man kann Bild und Sound nur als das kennzeichnen, was sie aus ihrer subversiven Vitalität heraus sind: Ereignis. Aber auch Lehrstück in der Evokation von reinen Formen, die zwischen Animation und Zufall ihr schnelles Erscheinen und Verschwinden feiern.

(Marc Ries)


Tief in die Abstraktion wagt sich der Digitalminimalist Manuel Knapp mit distorted areas~0.1, einer Studie der Oberflächen eines elektronischen Schwarzweißbilds: Mit äußerster Präzision ästhetisiert Knapp seine herbeigeführten Bild- und Tonstörungen, das Zucken der Zeilen und das Rauschen der Maschinen. "Ästhetik der Zerstörung" nennt Manuel Knapp selbst das. Eine gewisse Aggression ist Österreichs Bewegungsbildermachern nach wie vor nicht abzusprechen.

(Stefan Grissemann)

Weitere Texte

distorted areas~ / texte française

distorted areas~

L'image vidéo de distorted areas~ procède d'une esthétique qui déjoue la logique de l'adéquation au but visé, c'est-à-dire l'utilité d'outils d'information technique, et s'efforce même de leur nuire au maximum. Ici, c'est un module de logiciel permettant de réaliser des renders en C.A.O. en 3D qui est mis en échec. Son utilisation va délibérément à l'encontre de ce que prévoit sa fonction, si bien que l'image graphique en 3D est transformée en une surface totalement désordonnée, où le noir et le blanc se désagrègent et où lignes et motifs oscillent "sans raison". Le son agit de la même façon : à l'aide de feedbacks et d'une machine à effets, les bruits s'imbriquent avec les formations visuelles sans orientation ni signification. Cette vidéo est le résultat de rapports de représentation pervertis. Mais ce que l'on voit et ce que l'on entend, ce qui constitue l'image et le son, c'est la distorsion en soi. Ce que l'on pourrait considérer comme la beauté née de la désagrégation.

Difficile de décrire – et de mémoriser – une telle œuvre vidéo. Décrire implique un ordonnancement issu de systèmes et de narrations. Or ici, la vocation du module de logiciel en tant que système est contrecarrée, tout comme est abolie la potentialité de sa représentation narrative. L'image et le son ne peuvent plus être caractérisés que par ce qu'en fait leur vitalité subversive : un événement. Mais aussi une leçon d'évocation des formes pures qui, entre animation et hasard, célèbrent leur brusque apparition-disparition. (Marc Ries)

Traduction: Françoise Guiguet

Orig. Titel
Distorted Areas~0.1
Jahr
2008
Land
Österreich
Länge
4 min 34 sek
Regie
Manuel Knapp
Kategorie
Experimental
Orig. Sprache
Kein Dialog
Credits
Regie
Manuel Knapp
Konzept & Realisation
Manuel Knapp
Ton
Manuel Knapp
Animation
Manuel Knapp
Verfügbare Formate
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
Festivals (Auswahl)
2008
Seoul - EXis (Experimental Film- & Videofestival)
Roma - Abstracta Festival
2009
Berlin - Transmediale (Festival for digital art)
Gainsville (USA) - FLEX
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films
Osnabrück - EMAF - European Media Art Festival