Nachbehandlung

Eine Frau geht zur Nachbehandlung einer Handverletzung ins Krankenhaus. Die gläsernen Türen schließen sich hinter der Patientin. Sie betritt einen Mikrokosmos mit eigener Zeitrechnung. Die wechselnden Namen auf Bildschirmen markieren den Countdown bis zum Termin. Vorher heißt es warten.

Die unterschiedlichsten Menschen haben auf den fest montierten Bänken Platz genommen, ein Gratisboulevardblatt, einen Lebensratgeber oder einen Werbeprospekt vor Augen. Aus dem Halsausschnitt eines T-Shirts ragt hinten das Etikett. An die Tür von Umkleide F hat jemand einen Zettel mit der handgeschriebenen Anmerkung „FEST DRÜCKEN“ geklebt. Den Anmeldeschalter rahmen innen Ansichtskarten aus aller Welt. Telefongesprächsfetzen, das Dröhnen der Reinigungsmaschinen, das Ding-Dong der Patientenaufrufe oder das Glöckchen an der Fessel eines Mädchens machen in diesem Ambiente den Sound.

Nachbehandlung von Edith Stauber begleitet und durchbricht in knapp elf Minuten die Routine vom Erreichen bis zum Verlassen des Gebäudes. All seine beiläufigen Beobachtungen verdichten sich zu einem konkreten und wiedererkennbaren Eindruck. Fast meint man, eigene Erinnerungen zu sehen. Die oberösterreichische Filmemacherin – und Filmvorführerin – Stauber hat schon früher ihre nähere Umgebung filmisch erkundet: Über eine Straße (gemeinsam mit Michaela Mair, 2004) war noch eine klassische dokumentarische Recherche entlang eines zentralen Linzer Straßenzugs. Bei Eintritt zum Paradies um 3€20 (2008) arbeitete Stauber dann nicht mehr mit Realfilm, vielmehr übertrug sie ihre präzisen Momentaufnahmen aus einem städtischen Freibad in zart gefärbte, animierte Bilder in Mischtechnik. Dieses Verfahren kommt bei Nachbehandlung das zweite Mal zum Einsatz. Zugleich bleibt Stauber thematisch an jenen Schnittstellen im öffentlichen Raum, wo der private Mensch seinen (verwundbaren) Körper vertrauensvoll preisgibt.
(Isabella Reicher)

Orig. Titel
Nachbehandlung
Jahr
2012
Land
Österreich
Länge
11 min
Kategorie
Animation
Orig. Sprache
Deutsch
Untertitel
Englisch
Downloads
Credits
Regie
Edith Stauber
Konzept & Realisation
Edith Stauber
Verfügbare Formate
DCP 2K flat (Distributionskopie)
Bildformat
16:9
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
Bildformat
16:9
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe
Festivals (Auswahl)
2012
Linz - Crossing Europe Film Festival (Local Artist Award 2012)
Ljubiljana Animateka - Int. Animation Film Festival
Belgrad - Balkanima Anim. Film Festival
Wien - One Day Animation Festival
2013
Wien - Tricky Women / Animationsfilmfestival (Lobende Erwähnung der Jury)
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films
Teheran – Int. Animation Film Festival
Edinburgh - International Film Festival
Poznan - Animator, Int. Animation Film Festival
Basel - Clair-obscur Filmfestival
Kassel - Dokumentarfilm- & Videofest
Dallas - Video Festival
Istanbul - Int. Short Film Festival