VOIDOV~

Eine dreidimensionale Sequenz wird aus Rohdaten generiert. Die gerenderte Sequenz wird auf die ursprüngliche Szene im Programm projiziert, wieder gerendert und noch einmal als Shadowmap projiziert, in diesem letzten Schritt wird das gerenderte Bild auch als Textur auf den Objekten der Szene verwendet. Diese Wiederholung produziert Überlagerungen von Licht, Schatten, Struktur und Perspektive, was zu Verdopplungen, Abweichungen, Fehler und Auslöschungen auf verschiedenen Ebenen führt, die sich wiederum in den Prozess als ästhetische Informationen einarbeiten. Das Ergebnis ist eine Trübung der Dreidimensionalität, ein imaginärer, instabiler, flüchtiger Raum, der durch die kontinuierliche Veränderung ständig neue Definitionen seiner Komponenten konstruiert und zugleich dekonstruiert.

Das Eigentümliche ist, dass die Linien nicht einfach nur Flächen oder Körper ausformen, damit eine Außenseite gestalten, vielmehr sind sie in sich bewegt, sie vibrieren vor sich hin, flirren, pulsieren, changieren von weiß auf schwarz, evozieren eine Dynamik, die der Ordnung der Elemente scheinbar zuwiderläuft. Die von ihnen ausgeprägten Gefüge erscheinen paradox als „organische Geometrie“, sie sind in vitaler Unruhe, sind instabil und infinit. Es drängt sich auf, von einem „negativen Vitalismus“ zu sprechen, der permanentes Hervorbringen, Erzeugen und Auslöschen, Verschwinden, bewirkt, so dass dem sinnlichem Empfinden eher „Unlust“ auferlegt, dem (Nach)Denken dieser Anordnungen jedoch „Lust“ vermittelt wird. Es ist eine eigene Welt, die sich auf/aus den schwarzen Tafeln selbst hervorbringt, von uneinschätzbaren Größen- und Kräfteverhältnissen bewegt, Erhabenes, das sich, und das konnte Kant noch nicht wissen, in den Prozessoren der Datenverarbeitung manifestiert. Somit stellt sich weit über pure Zahlenverhältnisse hinaus ein „Mathematisch-Erhabenes“ in der Betrachtung dieser numerisch-digitalen Bilder ein. Was zu sehen ist, ist keine sinnliche Form, ist generative Arbeit an geometrisch Elementen und ihren Nachschatten.

(Marc Ries)


Lärmendes Schwarzbild. Eine weiße Linie durchzieht vertikal die rechte Bildhälfte, scheint mit dem Sound zu interagieren. Zur steigenden Intensität der Noise-Tapete formieren sich Objekte, symmetrische Raster überlappen einander, changieren schwarz und weiß: Schatten sowie deren Schatten verdecken einander und überblenden sich auf mehreren Ebenen. Die räumliche Erfahrung eines imaginären Etwas überträgt sich wechselseitig zwischen Bild und Ton, der das Publikum letztlich mit Wummer-Drone zurück ins Schwarz entführt.

(Diagonale Katalog, 2013)

Weitere Texte

Lobende Erwähnung One Day Animation Festival 2012 (Preis (Auszeichnung))

VOIDOV~ - Manuel Knapp
Begründung: Gunter Damisch
Voidov von Manuel Knapp ist ein überzeugendes Beispiel für Techno-Minimalismus in letzter Konsequenz, für einen Begriff von filmischem Denken an der Grenze von
Komposition, Konzentration und kühler Extase. Die Schnittmenge von Film, bildender Kunst und experimenteller Musik ergibt ein pulsierendes Kunstwerk, das detailverliebt keine Gnade kennt.
Orig. Titel
VOIDOV~
Jahr
2012
Land
Österreich
Länge
14 min
Regie
Manuel Knapp
Kategorie
Animation/Computeranimation
Orig. Sprache
Kein Dialog
Downloads
VOIDOV (Text)
VOIDOV~ (Bild)
VOIDOV~ (Bild)
VOIDOV~ (Bild)
Credits
Regie
Manuel Knapp
Sound
Manuel Knapp
Bild
Manuel Knapp
Mit Unterstützung von
Innovative Film Austria
Verfügbare Formate
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
Blu-ray (Distributionskopie)
Bildformat
16:9
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
s/w
Festivals (Auswahl)
2012
Krems - Kontraste
Wien - One Day Animation Festival (Lobende Erwähnung)
Villach, Udine, Ljubljana - K3 Short Film Festival (3x3 Preis)
2013
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films
Wien - VIS Vienna Independent Shorts
Wroclaw - New Horizons Festival
2014
Zagreb – Animafest, Festival on Animated Films
Lausanne LUFF Underground Film Festival