EMPIRE OF EVIL

In EMPIRE OF EVIL stellt Harald Hund die (medien-)politisch brisante Frage nach dem Vertrauen in Bilddokumente, die Authentizität suggerieren und Wahrheit verheißen. Und dies an einem konkreten, aktuellen Fall, dem Iran und dem Blick des Westens auf dieses Land. Der Film vollzieht dabei eine Art Double Bind, er erzeugt eine – in psychologischer Terminologie – mentale Disposition, die auf divergenten kommunikativen Signalen und einem durch Machtdispositive gezeichneten Rezeptionsumfeld beruht; zugleich bietet er kontinuierlich Momente der Selbstentlarvung und insofern auch der Auflösung des vorher hergestellten Konflikts an. Doch diese Momente wollen entdeckt und auch "richtig" gelesen werden.

Bereits in den Anfangssequenzen wird das Netz von dokumentarischer Evidenz und Fiktion, von Bildzeugnis und mündlichem Bericht ausgelegt, entlang dessen sich EMPIRE OF EVIL sukzessive als kritische Narration entpuppt: Aufnahmen vom Flugzeuginnenraum, der Blick von oben auf eine zerklüftete, wolkenüberzogene Landschaft, der Informationsbildschirm. Dazu ist von "secret recordings" und "atomic weapons program" die Rede, und auch ohne Namensnennung ist klar, um welches Land es sich handelt, ja handeln muss. Konsequent verschränkt Hund dokumentarische Codes und Signaturen des Investigativen mit Elementen, die sich auf der Ebene des Gesprochenen, des Voice Over (mit amerikanischem Akzent) immer mehr ins Absurde steigern, die immer mehr Zweifel an den Bildern und ihrem Informationsgehalt aufkommen lassen. Was die Videoaufnahmen und das dazwischen eingestreute Bildmaterial, das ausschließlich aus westlichen Medien stammt, zeigen und was wir in dieser, entlang einer Zeitachse konstruierten audiovisuellen Entdeckungsreise sehen, das offenbart sich als zwei sehr unterschiedliche Dinge.

Es ist das unbestrittene Verdienst dieses Films, dass er die Relevanz dieser Thematik, die seit den Medienbildern der Embedded Journalists im Irakkrieg und angesichts der jüngsten, ebenfalls stark mediatisierten Terroranschläge in Europa immense Bedeutung gewonnen hat, nicht moralisch überzeichnet. Sondern mit medieninhärenten Methoden die Macht und Verführung von Bildern, aber auch das Dokumentarische an sich als Konstruktion einer audiovisuellen Realität aufzeigt. (Irene Müller)

Orig. Titel
EMPIRE OF EVIL
Jahr
2016
Land
Österreich
Länge
11 min
Regie
Harald Hund
Kategorie
Kurzfilm
Orig. Sprache
Englisch
Downloads
Credits
Regie
Harald Hund
Drehbuch
Harald Hund, Stephen Mathewson
Kamera
Harald Hund, Alfred Zacharias
Schnitt
Harald Hund
Sound Design
Martin Siewert, Beniamin Urbanek
Animation
Harald Hund, Katharina Petsche
Farbkorrektur
Beniamin Urbanek
Stimme
Stephen Mathewson
Produzent*in
Harald Hund
Mit Unterstützung von
Wien Kultur MA 7, Land Oberösterreich
Verfügbare Formate
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
DCP 2K flat
Bildformat
16:9
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
24 fps
Farbformat
Farbe
Festivals (Auswahl)
2016
Linz - Crossing Europe Film Festival
München - UnderDox, Festival für Dokument und Experiment
Victoria - Antimatter Underground Film Festival
Wiesbaden - exground on screen
Wien - this human world International Human Rights Film Festival
2017
Stuttgart - Filmwinter, Expanded Media Festival
Dresden - Filmfest (Preis der Jugendjury)
2018
Bukarest - BIEFF Int Experimental Film Festival