15 Jahre und keine Antwort

"Irgendwie menschlich" bezeichnet der männliche Protagonist seine Träume nach einem offiziellen Leben, mit "normaler Arbeit" und einer "normalen Wohnung". Jetzt (und wahrscheinlich schon seit einigen Jahren) lebt er in einem spärlich eingerichteten, kleinen Zimmer, vermutlich in einer Flüchtlingsunterkunft, darf nicht arbeiten, kann sich nicht frei bewegen. Er berichtet von dem unangenehmen Gefühl, dem "peinlichen" Zustand, nichts für sich entscheiden zu können, mit der Ungewissheit eines ungesicherten Aufenthalts leben und warten zu müssen. Der Titel verrät, dass dieses Warten schon 15 Jahre andauert, ein skandalöses Beispiel für das Versagen der österreichischen Asylbehörden.
Die persönliche, teilweise intime Perspektive der Geschichte unterstützt Dichtheit und Eindringlichkeit des Videos. Wir hören: die Erzählstimme – übrigens bestes österreichisches Deutsch –, Verkehrslärm und akustische Versatzstücke aus dem Wohnheim. Sehen können wir verschiedene Detailaufnahmen aus dem Zimmer, darunter ein wenig Privates wie vergilbte Familienfotos, enge Korridore, vergitterte Fenster und manche Aussichten. Diese zeigen ein industrielles Bahnhofsareal, Bahngleise, also Bilder, die für Bewegung, Fortschritt und Transit stehen (könnten). Immer wieder synchronisieren sich Ton- und Bildebene, unangenehm, direkt und indirekt verknüpft: Die erzählte Dauerangst vor einer Deportation und der biografische Stillstand entsprechen den beengenden Aufnahmen vom Lebensumfeld des asylwerbenden jungen Mannes. Nach 15 Jahren des quälenden Abwartens gibt es keine Freiräume oder gar Verständnis für diese Situation. Geblieben sind die einfachsten, kleinsten und normalsten Wünsche: die nach einem menschenwürdigen Dasein, einer Existenz. (Eva Simmler)

Orig. Titel
15 Jahre und keine Antwort
Jahr
2015
Land
Österreich
Länge
7 min
Regie
Gita Ferlin
Kategorie
Dokumentarfilm
Orig. Sprache
Deutsch
Untertitel
Englisch
Credits
Regie
Gita Ferlin
Konzept & Realisation
Gita Ferlin
Idee/Konzept
Gita Ferlin, Emran Ibishi
Verfügbare Formate
DCP 2K flat
Bildformat
16:9
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
25 fps
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
Festivals (Auswahl)
2016
Kassel - Dokumentarfilm- & Videofest
Jihlava - East Silver Market