to forget

Agfamoviechrome A 40 1993
DuPont Superior 4 1967
Kodak 500T 1993
Orwo Chromut 15 1984
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Der Abspann von to forget schlägt retrospektiv eine mögliche Lesart vor, denn die formelähnlichen Bezeichnungen benennen das analoge, bereits abgelaufene Super-8 und 16mm Filmmaterial, auf dem Lydia Nsiah gedreht hat. Durch diese Verwendung außerhalb der veranschlagten Gebrauchsdauer kommt es zu Leerstellen, zu überraschenden Aussetzern und Flecken auf dem entwickelten Negativ, die sich ins digitalisierte Positiv übertragen haben. Die Farben der Bilder sind seltsam ausgebleicht als würde das Datum der Aufnahme ebenfalls weiter zurückliegen. Manchmal hat sich die Licht-Empfindlichkeit des Materials so verschoben, dass nur mehr Farbflächen in Beige, Blau und Weiß übrig bleiben, dann wiederum sind doch noch das Meer oder ein Stück Himmel zu erkennen.

Die Bedeutung des Erinnerns und der Gedächtniskultur ist schon seit längerem Thema nicht nur der Kulturwissenschaften. Dabei stellt sich mittlerweile verstärkt die Frage der Speicherung auf adäquaten Medien: Server-Cloud oder analoges Material im Tiefspeicher? Was und wieviel ist durch Umkopieren und Digitalisierung eigentlich bereits verloren gegangen? Was bedeutet das für eine westlich zentrierte Kultur, die krampfhaft um die Archivierung von Daten und Dingen bemüht ist?
Lydia Nsiah geht dieser komplexen Fragestellung auf künstlerisch-forschende Weise nach, indem sie ein gewohntes "Setting" dafür heranzieht. Anhand des Genres "Reisefilm" macht sie Aufnahmen, die dem kollektiven Gedächtnis schon eingeschrieben scheinen: Eine Fahrt durch eine mediterrane Landschaft; Vögel am Wasserlauf; aus vulkanischem Gestein aufsteigende Dämpfe; die Skyline einer modernen Großstadt.
Durch Nsiahs verquere Kameraperspektiven und den Score der Musikerin Jejuno werden die Bilder jedoch einer gängigen Lesart entzogen. Der repetitive Drone-Sound weist auf die Doppelbödigkeit des Ganzen hin, denn plötzlich ist diesen Bildern etwas Unheimliches eingeschrieben, das von einem Nicht-Mehr oder Noch-Nicht-Sichtbarem kündet, von der Angst und gleichzeitigen Chance des Vergessens. (Claudia Slanar)

Orig. Titel
to forget
Jahr
2019
Land
Österreich
Länge
17 min
Regie
Lydia Nsiah
Kategorie
Experimental
Orig. Sprache
Kein Dialog
Downloads
to forget_01 (Bild)
to forget (Bild)
to forget (Bild)
Credits
Regie
Lydia Nsiah
Konzept & Realisation
Lydia Nsiah
Kamera
Lydia Nsiah
Montage
Lydia Nsiah
Sound Design
Jejuno
Tonaufnahmen
Lydia Nsiah
Compositing
Jejuno
Mit Unterstützung von
Wien Kultur MA 7, BKA - innovative film
Verfügbare Formate
DCP 2K flat
Bildformat
4:3
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
24 fps
Farbformat
Farbe, s/w
Digital File (prores, h264)
Festivals (Auswahl)
2019
Graz - Diagonale, Festival des Österreichischen Films
Amsterdam - IDFA, Int. Documentary Filmfestival
Victoria - Antimatter Underground Film Festival
2021
Riga - Process Experimental Film Festival