zwischen mir und der welt / aufräumen

Der Eindruck des Spielerischen verliert sich geschwind. Zwar sind die hölzernen Klötzchen leuchtend und bunt wie Bonbons, aber die Hände, die die Objekte für die Kamera immer und immer wieder neu arrangieren, stecken in Gummihandschuhen. Das Unaufhörliche von Stapeln und Reihen, Drehen, Wenden und Verschieben hat etwas von einer rastlosen Suche nach der "richtigen" Konstellation.

"Aber was ist schon normal?" fragt die Stimme, die sich über dieses Ordnen in zwischen mir und der welt / aufräumen legt. Michaela Schwentner lässt im Film Menschen mit der Diagnose Autismus-Spektrum-Störung – genauer mit Asperger Syndrom – zu Wort kommen. Es sind fundierte Reflexionen über das, was sie von der sogenannten Welt da draußen isoliert, wie ihr soziales Handicap und die Schwierigkeiten in der Kommunikation mit anderen dazu führen, die Störung als Gefängnis zu erleben. Das Beschränkende wie das Zwanghafte spiegelt und verstärkt sich auf der visuellen Ebene: Das Organisieren der geometrischen Strukturen wird zu einem Loop des Sisyphos; es ist ein Symbol für das Unvermögen, die Struktur einer sozialen Situation zu erfassen.

In der 2019 begonnenen work-in-progress-Performance Assembly nutzt Michaela Schwentner ebenfalls das Re-Arrangieren von Dingen zur Analyse sozialer Gefüge. Definieren Sessel und Stühle an verschiedenen Orten gesellschaftlichen Lebens das Verhältnis von Menschen zueinander, so sollen im Um- und Neu-Gruppieren dahinterliegende Muster sichtbar werden. Auch zwischen mir und der welt / aufräumen geht über Dokumentierendes hinaus. Wenn Betroffene von der Stigmatisierung als "unnatürlich" oder empathiebefreit erzählen, von der Geheimhaltung ihres "Andersseins" und von Hans Aspergers Verstrickung in die Eugenik der Nazis am Spiegelgrund in Wien, blitzt immer wieder auch Trotz auf, der die Normalität herrschender gesellschaftlicher Systeme in Frage stellt. (Anne Katrin Feßler)

Orig. Titel
zwischen mir und der welt / aufräumen
Jahr
2019
Land
Österreich
Länge
24 min
Kategorie
Dokumentarfilm, Experimental
Orig. Sprache
Deutsch
Untertitel
Englisch
Downloads
zmudw_01 (Bild)
zmudw_02 (Bild)
zmudw_03 (Bild)
Credits
Regie
Michaela Schwentner
Konzept & Realisation
Michaela Schwentner
Sound Design
Nik Hummer
Sound Mastering
Nik Hummer
Sprecher*in
Ulrike Zachhuber
Mit Unterstützung von
BKA - innovative film, Wien Kultur MA 7
Verfügbare Formate
DCP 2K flat (Distributionskopie)
Bildformat
16:9
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
Festivals (Auswahl)
2020
Kassel Dokumentarfilm & Videofestival
Leipzig - Dok Leipzig - Int. Festival für Dok.- u. Animationsfilm