ANQA

Ein kleiner Gasofen springt an und spendet Wärme. In Helin Çeliks ANQA sind Gewaltgeschichte, weibliche Biografien und die Darstellung einer persönlichen „Safe Zone“ eng miteinander verwoben. Die „Safe Zone“ sind Wohnungsräumlichkeiten, in denen drei Frauen aus dem Nahen Osten, die Missbrauch und häusliche Gewalt erfahren mussten und sich dagegen radikal auflehnten, endlich Ruhe gefunden haben.  

Eine von traumatischen Erinnerungen beeinträchtigte Ruhe allerdings: Skizzenhaft beschreiben die Protagonistinnen Eindrücke ihrer Leiderfahrungen und das damit verbundene Gefühl der Ausweglosigkeit, das sie nächtens noch manchmal heimsucht; das sie aber auch Maßnahmen ergreifen ließ, die sie aus sozialen Gemeinschaften ausgeschlossen haben. Sie wurden als „verrückt“, als „Überbleibsel einer Frau“ bezeichnet. Das Leben, ihr Überleben, wird in der Beschränkung auf Fragmente als schwer erkämpftes fassbar, die Geschichten müssen nicht eigens reproduziert werden.  

Zugleich beschreibt Çelik einen Raum, aus dem die „Kälte“, die eine Frau noch „unter der Sonne befiel“, dieses „Untergrund-Gefühl“, entweichen kann. Die Kamera von Raquel Fernández Núñez geht nahe an die Gesichter heran, fängt aber auch körperliche Zuwendungen ein, Details von Händen oder Füßen, die einander berühren. Die Innenräume sind in warmen Farben gehalten, Decken und Vorhänge, die in einer Szene über eine Küchenfront erst aufgezogen werden, konterkarieren die Rekapitulation des Vergangenen. Geglättet werden die Stoffe jedoch nicht, es bleiben Falten, harte Schnittkanten, es gibt surreale Störmomente: ANQA beschreibt keine falsche Geborgenheit, sondern schafft einen poetischen Assoziationsraum, in dem noch die „Care“-Tätigkeiten der Frauen von der Ambivalenz zeugen, die diese dem Leben gegenüber empfinden. (Dominik Kamalzadeh)   

Orig. Titel
ANQA
Jahr
2023
Länder
Österreich, Spanien
Länge
91 min
Regie
Helin Çelik
Kategorie
Dokumentarfilm
Orig. Sprache
Arabisch
Untertitel
Englisch, Deutsch, Spanisch
Downloads
ANQA_01 (Bild)
Credits
Regie
Helin Çelik
Kamera
Raquel Fernández Núñez AEC
Musik
Nadim Husni, Victor Jann Nasri Bahdousheh
Ton
Maitane Carballo Alonso, Lara Zakhour
Schnitt
Sara Fattahi
Sound Design
Nicolás Tsabertidis
Produktion
Kepler Mission Films S.L.
Produzent*in
Helin Çelik, Rebeca Sánchez López
Mit Unterstützung von
Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport / Federal Ministry for Arts, Culture, the Civil Service and Sport, Zukunftsfonds Republik Österreich, Generalitat de Catalunya Departament de Cultura, Institut Catalá de les Empreses Culturals, Stadt Wien
Verfügbare Formate
Festivals (Auswahl)
2023
Berlin - Intern. Filmfestspiele Berlinale - Forum