A Flock of Rotations
Kontinuierlich fallende Tonhöhen – Abtreppungen ins Unendliche. Derlei Figurationen des Hinabsteigens in tiefe Materieschichten bringt Jung An Tagens A Flock of Rotations kongenial auf den Punkt. Da sind zunächst schachbrettartige Rasteranordnungen, deren einzelne Elemente in rasantem Wechsel immer neue Ausblicke auf vermeintlich Dahinterliegendes eröffnen. Horizontale Bewegungen der gesamten Bildmatrix, dazwischen vehemente Kreuz- und Querverläufe oder immer kleinteiligere Signalauflösungen bespielen einen Vektorraum, der in zunehmend feinere Partikelsphären vorzudringen scheint, am Ende aber doch stets bei sich selber landet. Gleichzeitig folgt der insistierende Soundtrack dem Prinzip der sogenannten Shepard-Skala, bei der man vermeint, eine ständig niedriger (oder höher) werdende Frequenz wahrzunehmen, die Tonhöhe aber in Wirklichkeit – infolge der geschickten Überblendung mehrerer, jeweils eine Oktave auseinanderliegender Sinustöne – unverändert bleibt. Die geschickte Verschaltung der beiden Ton- und Bildregister lässt eine*n glauben, in einen endlosen Abwärtsstrudel geraten zu sein, während man sich in Wahrheit perzeptiv im Kreis dreht. Gebrochen sind diese, erst auf Umwegen bzw. im Nachhinein erschließbaren Rekursionsschleifen durch harte, monochrome Flicker-Sequenzen, zu denen sich auch die Akustik hochgradig staccato-haft geriert. Doch das Stottern ist selbst nur Durchgangsphase, kein analytischer Gegenpol, und so nimmt das Regress-Gewitter wieder Fahrt auf, lässt rot-weiß-schwarze Gitterstrukturen in virtuelle Abgründe stürzen, Vektorkolonnen ins Nichts verlaufen und Treppenmuster in sich selber kollabieren. Gegen Ende wird immer klarer, dass er hier keine Grenze, kein Außen, kein Entrinnen gibt. Wohlig gefangen in endlosen, schwarmhaften Verschachtelungen – better get used to it. (Christian Höller)
A Flock of Rotations
2025
Österreich
11 min