JaneJane Oder das ertrunkene Kind

Nur zweimal – zu Beginn und am Ende – unterbricht das weibliche Voice Over die Naturgeräusche in Antoinette Zwirchmayrs Film. Bei der Einblendung des Titels „JaneJane“ wird durch die gesprochenen Worte ein tragisches Narrativ – „das ertrunkene Kind“ – angekündigt, das in den darauffolgenden Sequenzen filmischer Momentaufnahmen mittels Brüchen und Dialektiken im Erzählerischen formuliert wird. 

Das im Titel eingeführte Motiv der Doppelung als symbiotische Beziehung bestimmt den ersten Teil des Films. Jane und Jane, zwei junge Frauen in weißer Kleidung, pflücken simultan Quitten vom Baum, liegen im Gras und waschen gemeinsam die Früchte im Fluss. Plötzlich zerbricht die idyllische Szene der Zweisamkeit im Obstgarten, als eine der Frauen reglos auf der Oberfläche des Gewässers treibt. Zwirchmayrs Kamera verharrt vor allem auf den Details: Sie hält die knorrigen Verformungen der Früchte fest, das Glitzern der Sonne auf dem Wasser, ein weißes Kleidungsstück, das langsam in der Tiefe des Flusses versinkt. 

Die Großaufnahme des Gesichts einer weiteren Protagonistin leitet den zweiten Teil des Films ein und überführt das Motiv der Doppelung in dialektische Verhältnisse: Tochter/Mutter, Sommer/Winter, Natur/Architektur, weiß/schwarz. Eine in Schwarz gekleidete Akteurin in mittleren Jahren bewegt sich im Außenraum einer verschneiten Architektur. Diese wird zum Ort der Begegnung mit den bisherigen Protagonistinnen des Films. Die Stimme des Voice Overs, die aus einem Theaterstück Dea Lohers zitiert, auf das auch der Filmtitel Bezug nimmt, kommentiert die Präsenz der drei Frauen. Es ist vom Tod JaneJanes und dem Überleben Janes die Rede. Das schmerzhafte Loslösen aus der Symbiose wird nicht nur als Kollision von Vergangenheit und Gegenwart sichtbar, sondern auch als Verlust von Sprache – „Schweigen“, wie es zum Abschluss des Films heißt. (Bettina Brunner)

Orig. Titel
JaneJane Oder das ertrunkene Kind
Jahr
2025
Land
Österreich
Länge
10 min
Kategorie
Experimental, Artist Film
Orig. Sprache
Deutsch, Englisch
Credits
Regie
Antoinette Zwirchmayr
Kamera
Leena Koppe
Montage
Lisa Truttmann
Sound Design
Nils Kirchhoff
Text
Dea Loher
Stimme
Nina Fog
Kostüme
Julia Eisenburger
Mit Unterstützung von
Land Salzburg, Land Niederösterreich
Cast
Leni Thielmann, Frida Thielmann, Michou Friesz
Verfügbare Formate
DCP (Distributionskopie)
Bildformat
4:3
Tonformat
Optischer Ton
Bildfrequenz
24 fps
Farbformat
Farbe