Bye bye, nai nai
Geliebte nai nai, gestern bist du gestorben. Ich weiß nicht, wie ich dir sagen kann, was ich dir noch sagen möchte. Wer kümmert sich jetzt um deine Pflanzen?
Die Filmemacherin Weina Zhao kehrt nach dem Tod ihrer Großmutter zurück nach China. Ihre Sprachlosigkeit über den Verlust und die flimmernde Trauer übersetzt sie in einen Brief, einen filmic letter, dessen Worte sich, gesprochen und geschrieben, über Szenen von Alltag und Abschied legen.
Die Zuschauenden erfahren kaum etwas über nai nais Leben, aber spüren ihr Fehlen überall. In der nächtlich leuchtenden Großstadt hinter dem Taxifenster, zwischen ihren verlassenen Pflanzen, in der Trauergesellschaft inmitten dicht aneinander gereihter Gräber und bunter Plastikblumen. Wir sehen eine Urne in einer Sporttasche, Fotos in einer Vitrine, Wasservögel vor einer Hügellandschaft. Und zugleich gelingt es diesem Film, in nur wenigen Minuten zu zeigen, was man eigentlich nicht sehen kann.
Weina Zhao, die in Beijing geboren, aber in Wien aufgewachsen ist, dokumentiert in Bye bye, nai nai nicht nur den Verlust ihrer Großmutter, sondern legt auch die diasporische Wunde offen: Die Schwere der Entfernung, die Frage nach Zugehörigkeit, die ständige Sehnsucht in alle Richtungen – sie sind der Grundton unter allen Bildern. Vor diesem Hintergrund stellen sich Fragen ohne eindeutige Antworten: Können wir uns auf unsere Erinnerungen verlassen? Wie ergeht es nai nai im Westlichen Himmel? Und ist Trauer nur eine weitere Sprache, die man sprechen lernen muss? (Lin Hierse)
Bye bye, nai nai
2026
Österreich
21 min