Imperial Irrigation

Über das Surreale, digital Verfremdete einen Zugang zu den tieferen Schichten und Wahrheiten eines Landstrichs finden. So nimmt sich die Programmatik hinter Lukas Marxts Imperial Irrigation aus – wobei der digitale Surrealismus in einem experimentellen Dokumentarismus ankert, während Text- und Soundebene die Mehrschichtigkeit des Gesehenen verkomplizieren und so das Narrativ fortwährend dezentrieren. Ausgangspunkt dieser vielschichtig vibrierenden Territorialstudie ist der kalifornische Saltonsee, in dessen Nähe schon Marxts Imperial Valley (cultivated run-off) führte. Die visuelle Annäherung an den langsam austrocknenden See, der eine höchst wechselvolle Geschichte hinter sich hat, erfolgt über unterschiedliche Arten von Bildern – wobei den meisten davon kunstvoll gesetzte, störrische Verfremdungsmomente eingepflanzt sind. Als könne der Unfassbarkeit der sich darbietenden Szenerie nicht einfach mit veristischen Mitteln begegnet werden, sind die Aufnahmen digital zerhackt, von Zeitschnitten zerdehnt und von undefinierbaren „MacGuffins“ durchdrungen – oder zittern erratisch aufgrund der Luftspiegelungen, wenn aus großer Distanz gefilmt wurde. Lukas Marxt nimmt sich in der quasi-kolonialen Begehung der Landschaft nicht aus, und so intervenieren wiederholt seine Cowboystiefel, sein Snakeskin-Hut, sein Verweilen an Spielautomaten oder im Auto als eigensinnige Präsenzen in den Bilderlauf. Ein die Geschichte des Saltonsees anhand vielfältiger diskursiver Ankermomente rekapitulierender Text von William L. Fox wird von der Künstlerin Julia Scher mit Nachdruck eingesprochen. Während subtil eingeflochtene Soundelemente, und hier vor allem insistierende Passagen des Musikers Jung An Tagen, den „Irr-Sinn“ des Gesehenen noch einmal anders-medial überbieten. Solcherart entsteht das irritierende Porträt eines Stücks Anthropozän, dessen anhaltende Katastrophik der Film kongenial auf den Punkt bringt. (Christian Höller)

Trailer
Weitere Texte

Imperial Irrigation - Zinebi Grand Award, Bilbao 2020 (Preis (Auszeichnung))

Bilbao Zinebi Documentary & Shortfilmfestival 2021: ZINEBI GRAND AWARD for Imperial Irrigation by Lukas Marxt

“A film that provides a glimpse of a new film language, an exploration of the potential of the digital image to its desiccation, where the work in the body of the image and the sound are a perfect fit for the theme in question, by toxically deconstructing images that provide a geological, political, social and historical picture of a place.”

Jury: Anette Dujisin (film curator, Ecuador), Eugenia Mumenthaler (producer, Argentina), Izibene Oñederra, (producer/director, Basque) Daniel Ribas, (film researcher / writer, Portugal), Txani Rodríguez (author, Basque)

Orig. Titel
Imperial Irrigation
Jahr
2020
Länder
Deutschland, Österreich
Länge
20 min
Regie
Lukas Marxt
Kategorie
Experimental, Dokumentarfilm
Orig. Sprache
Englisch
Downloads
ImpIrr_01 (Bild)
ImpIrr_02 (Bild)
ImpIrr_03 (Bild)
Credits
Regie
Lukas Marxt
Sound
Jung An Tagen
Sound Design
Marcus Zilz
Schnittberatung
Vanja Smiljanić, Daniela Kinateder
Text
William L. Fox
Stimme
Julia Scher
Verfügbare Formate
DCP 2K flat (Distributionskopie)
Bildformat
16:9
Tonformat
5.1 surround
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe
Digital File (prores, h264)
Festivals (Auswahl)
2020
Bilbao - Zinebi Int. Festival of Documentary and Short Film (Zinebi Grand Award)
Viennale - Vienna Int. Film Festival
Montréal - Festival du Nouveau Cinéma
2021
Paris - Rencontres International Paris/Berlin/Madrid
Guanajuato - Festival internacional de Cine
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films
Oberhausen - Int. Kurzfilmtage
Osnabrück - EMAF - European Media Art Festival