Heidi Kim at W Hong Kong Hotel

Silhouetten-Schwarz & Gold-Lampe, die einem Schmetterlings-Diadem gleicht, und die Vorhang-Wand gleitet empor, dunkel im Dunkel wie auf exotischer Bühne oder dem Set eines Sternberg-Films, und der Raum wird hell, und SIE, die zuerst nur Rückenansicht ist (wie auf alten Gemälden) sitzt abgewandt reglos, um sich im magischen Augenblick - Magie!, aber das Bild ruckelt elend, als wäre Leacock betrunken oder Warhol verschlafen - umzuwenden und so lange und direkt und verschlossen in die Kamera zu blicken wie Personen in Filmen Friedl vom Gröllers zu blicken pflegen und kurz danach den Bann zu brechen und doch nur wie in einem Homemovie zu lächeln und dann wieder offenen oder geschlossenen Augs in sich traum-zu-versinken, abwesend in Melancholie oder Pose oder beidem oder keinem (SIE: "asiatische Schönheit" soi-disant, Suzie Wong, Party Girl, messinghäutige, khmeräugige Parvati-Skulptur in Pumps), und der Film schwankt zwischen High-Heel-Reklame und schlingernden Schwenks übers seidigblaue Hafengewässer Hong Kongs in der Tiefe (rot-gelb punktiert von Kränen, Kähnen, Containern) und stolpert über Schnitte und wendet glorios das Gesicht der jetzt rücklings am Fensterbrett liegenden Frau in die Senkrechte (als wäre es die Hexe in Vredens Dag, die man, an die Leiter gefesselt, in die Höhe hievt), und ferne Autos strömen wie im Traum senkrecht an ihren Backenknochen entlang und dann füllt ihre Hand mit riesigen, bunten Ringen wie in Kenneth Angers Puce Moment den Kader und diese Hand wendet und öffnet und breitet sich als Haut-Landschaft über die Leinwand aus und versetzt das Bild in keuscher Pornographie ins Zittern von Schärfe und Unschärfe, und die Kamera - als wäre alles zu dicht und intim und die Kalligraphie der Handlinien nicht lesbar - schweift vom Ganz-Nahen zum Fernen, von Hand zu Hafen und Ferne des Meeres, und hier endet der Film abrupt und unvollkommen, war zu kurz oder lang, zu räudig oder raffiniert, zu unbeholfen oder professionell, und je öfter man ihn (der einem anfangs in Ärger die Achseln zucken ließ) sieht, desto weniger linkisch klobiger ist er geworden, bis er zuletzt den Anschein von Geschmeide erweckt, stumm-schimmerd-sanft-grausam gleich dem Antlitz der Porträtierten.

(Harry Tomicek)

Orig. Titel
Heidi Kim at W Hong Kong Hotel
Jahr
2010
Land
Österreich
Länge
2 min
Kategorie
Avantgarde/Kunst
Orig. Sprache
kein Ton
Credits
Regie
Friedl vom Gröller
Kamera
Friedl vom Gröller
Verfügbare Formate
16 mm (Distributionskopie)
Bildformat
1:1,37
Tonformat
Stumm
Bildfrequenz
24 fps
Farbformat
Farbe
Festivals (Auswahl)
2011
Windsor - Media City
Hong Kong - Int. Film Festival